Ein Gusto-Stückerl! Irrwitzig und irre witzig!

SCHWARZKOPF
KrimiComedy

Autor: Richard K. Breuer
2009
E-Book
Taschenbuch, 297 Seiten
ISBN 978-3-9502498-6-6



Klappentext:
Eine absurde Wiener KrimiComedy über Hollywood und andere Grauslichkeiten

Um Investoren und Politiker für das Remake zum Film „Der dritte Mann“ zu gewinnen, reist der äußerst erfolgreiche Hollywood-Autor Harald Schwarzkopf in seine Geburtsstadt Wien – an seiner Seite das durchgeknallte Regie-Wunderkind Ernesto Ostwaldo. Nach dem überraschenden Unfalltod seines alten Freundes Otto Sittich machen sich die beiden daran, die Hintergründe dieses Unfalls aufzuklären, stolpern dabei über den Schlitzer von Wien und lösen in nur 5 Tagen und 4 Nächten eine Katastrophe nach der anderen aus. Schlussendlich steht sogar dem österreichischen Bundeskanzler Schuhnagel und Innenminister Bitterlich das Wasser bis zum Hals – im wahrsten Sinn des Wortes…

Kommentar:

(Dieser Text erschien bereits am 13.06.2010 auf meinem Blog zwillingsleiden.)

Also, ich muss ja ehrlich sagen, ein Buch in der Art habe ich glaube ich noch nie gelesen. Es ist im Drehbuchstil verfasst, also äußerst dialog-lastig, und das hat mir sehr gut gefallen. Und nicht nur das! Der liebe Richard K. Breuer hat da ein wahres Gusto-Stückerl verfasst. Irrwitzig und irre witzig!

Der Drehbuchautor Harald Schwarzkopf und sein kongenialer Partner, Regisseur Ernesto Ostwaldo kommen nach Wien und sollten eigentlich eine Investorengruppe davon überzeugen, Geld für das geplante Remake vom „Dritten Mann“, herauszurücken. Gleichzeitig will die österreichische Regierung, allen voran Bundeskanzler Schuhnagel, Innenminister Bitterlich und Staatssekretär Wamperl, mit den beiden Hollywood-Größen das Image von Wien als Filmmetropole polieren.
Das geht aber gehörig in die Hose, denn die lieben Politiker haben nicht damit gerechnet, dass die beiden Chaoten in nur 5 Tagen eine Spur der Verwüstung durch Wien ziehen. Wo immer die beiden auftauchen, geschieht Unfassbares. Und keiner ist in der Lage, die beiden davon abzuhalten, ins nächste Fettnäpfchen zu treten. Da hilft auch kein Tränengas oder die tägliche Inhaftierung der beiden. Am nächsten Morgen werden sie ohnehin wieder aus der Prominentenzelle entlassen. Und machen munter weiter.
Und da wird wirklich vor nichts und niemandem Halt gemacht! Das Begräbnis von Schwarzkopfs altem Freund Otto Sittich gerät zum Desaster, als Schwarzkopf vor versammelter Menge den Sarg aufbricht, um nachzusehen, ob denn wirklich der Otto drinnenliegt. Der Musikvereinssaal liegt nach einem Konzertbesuch der beiden in Trümmern. Das hochehrwürdige Burgtheater wird in Brand gesetzt und dank gut funktionierender Sprinkleranlage beinahe in ein Aquarium verwandelt. Und das ist noch lange nicht alles!

„Schwarzkopf“ ist eine turbulente Screwball-Comedy, in der es von skurrilen Personen nur so wimmelt: Schwarzkopf, der sich in den Kopf gesetzt hat, Otto´s Unfall sei eine Täuschung. Ernesto, der sich pausenlos Drogen einwirft und aus diesem Grund für die meisten Katastrophen ausschlaggebend ist. Bundeskanzler Schuhnagel, der sich keine Namen merken kann, dem sein Frühstück wichtiger ist als die Staatsgeschäfte, und der auf keinen Fall die neueste Sponge-Bob-Folge verpassen will. Eine Reihe von Polizisten, die in bester Kottan-Manier agieren, allen voran Major Kohlweg, der lieber seine Burenwurst fertig isst, als einem potenziellen Mordopfer zur Hilfe zu eilen. Der deutsche Kulturminister mit seiner affektierten Gattin, die immer wieder ins Geschehen gezogen werden und dabei einiges an Blessuren davontragen. Die nymphomanische Kammerschauspielerin Hinz, Witwe von Otto Sittich. Der dubiose Psychiater Eckelhofer, unwissentlich Komplize im (fast) „perfekten Mord“, den der „Schlitzer von Wien“ geplant hatte. (Da dieser Mord aber eben nur fast perfekt ist, müssen außerdem noch weitere Unschuldige dran glauben.)

Und dann gibt es noch jede Menge mehr illustres Personal, das aber absolut unverwechselbar ist (außer der Polizist Max und Moritz ;-)). Tatsächlich musste ich ab der Hälfte des Buches gar nicht mehr lesen, wer da jetzt was gesagt hat, denn es war völlig klar, von wem welcher Unsinn stammt! Durch die überspitzte Zeichnung der Figuren und die genialen Dialoge schafft es der Autor, beinahe ohne Beschreibungen eine absolut lebendige Atmosphäre zu schaffen.
Wortwitz dominiert die lebhaften Dialoge, und es gibt jede Menge Anspielungen auf Film und Musik (von denen aber sicher nicht mal ich alle mitgekriegt habe, obwohl ich die eine Anspielung ja total grenzgenial fand, aber die kann ich hier nicht verraten, weil sonst weiß man ganz gewiss, wer die Leich is…).
Die Kapitel sind nach Filmtiteln benannt, außerdem gibt es am Anfang jedes Tages Zeitungsausschnitte und einen Live-Mitschnitt aus der Frühstückssendung von AustriaLIVE mit dem (nur am Fernsehschirm zuckersüßen) Moderatoren-Pärchen Bernhard und Bianca.

Am Anfang des Buches gibt es ein Personenverzeichnis und außerdem eine Begriffserklärung „Wienerisch für Anfänger“, in der zum Beispiel erklärt wird, was ein „Kieberer“ oder ein „Strizzi“ ist, oder was einer damit sagen will, wenn er von einem „brunzlert warmen“ Getränk „Läus im Magen kriegt“.
Richard K. Breuer, Wiener Autor und Verleger, bringt seine Bücher im Eigenverlag heraus, und das sieht man ihnen auch an. Im besten Sinne! Liebevoll und aufwendig gemacht, außen Klappbroschur und Hochglanzcover, innen verschiedene Schrifttypen und hochwertiges Papier.
Am Ende des Buches gibt’s noch ein paar (gar nicht so) subtile Hinweise auf die anderen Werke des Autors und Ausschnitte aus bereits erhaltenen Kritiken. (Ein bisschen zuviel Lobhudelei für meinen Geschmack. Nicht, dass es das Buch nicht verdient hätte, aber nötig hätte es das nicht!)

Nach meiner eigenen Lobhudelei jetzt auch noch ein bissi Kritik und die Begründung, warum ich ein halbes Sternchen zum kompletten Glück verweigert habe: Zwei der Katastrophen-Szenen haben mir nicht ganz so gut gefallen, nämlich das Pitch-Meeting und die Party. Die Abwasser-Szene hätte ruhig ein bissl spektakulärer sein dürfen, und mit dem Ende bin ich auch nicht ganz zufrieden (zumindest nicht mit meiner Interpretation davon). Ich gestehe aber jedem Autor zu, mit seinen Protagonisten so zu verfahren, wie es ihm beliebt.

Alles in allem war das Buch wirklich grenzgenial komponiert, ein absoluter Lesespaß und ich kann es nur jedem empfehlen, der gerne mal was richtig schräges, politisch Unkorrektes lesen möchte.
„Schwarzkopf“ wurde mit Wolf Haas ebenso verglichen wie mit Monty Python – ich würde dann hier noch Kottan in die Runde werfen – und wenn das Buch jemals verfilmt wird, bitte, lieber Richard, hätte ich gerne eine Premierenkarte, weil das lass ich mir sicher nicht entgehen!


Fazit:

4.5 Sterne für ein Buch, das Lust auf mehr vom Autor macht, und mit Ernestos Worten: „Yah, Mann! Coolio!“
Kaufen! Lesen! Ablachen!

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4 Responses to “Ein Gusto-Stückerl! Irrwitzig und irre witzig!”

  1. „Schwarzkopf“-Lesen macht Spaß!! Wem’s nicht gefällt, na es gibt ja noch den Bilanzbericht der Deutschen Bank … für die notorisch Humorlosen die richtige Lektüre. Löbliche Rezension!

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